Multimorbidität – Wenn mehrere Krankheiten gleichzeitig auftreten
Multimorbidität verstehen und präventiv vermeiden
Autor: Gregor Karmann | Lesezeit: 7 min
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Definition
Wenn du bereits in jungen Jahren übergewichtig bist, rauchst und regelmäßig Alkohol konsumierst, dich zudem wenig bewegst und ungesund ernährst, ebnest du für viele Krankheiten den Weg. Multimorbidität beschreibt das gleichzeitige Vorhandensein von zwei oder mehr chronischen Krankheiten bei einer Person.
Mehrere Krankheiten gleichzeitig zu haben, erschwert zum einen die Gesundheitsversorgung und erhöht gleichzeitig dein Risiko für weitere Gesundheitsprobleme. Mit dem Alter nehmen die Probleme noch mehr zu. Deswegen ist es sehr wichtig, so früh wie möglich Risikofaktoren zu erkennen und anzugehen. Wie das funktioniert, erfährst du jetzt!
Verfasst von Gregor
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Typische betroffene Altersgruppen
Junge Erwachsene (20-39 Jahre)
In dieser Gruppe ist Multimorbidität weniger verbreitet, kann aber durch Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, Rauchen, und übermäßigen Alkoholkonsum beeinflusst werden. Chronische Erkrankungen, die auftreten können, sind unter anderem Asthma, Diabetes Typ 2 und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.
Mittleres Alter (40-64 Jahre)
In dieser Lebensphase nehmen chronische Krankheiten zu. Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Cholesterinspiegel und die Fortsetzung schädlicher Lebensstilgewohnheiten tragen zur Entwicklung von Multimorbidität bei. Häufige Erkrankungen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, chronische Rückenschmerzen, und Krebserkrankungen.
Ältere Erwachsene (65 Jahre und älter)
In dieser Gruppe ist Multimorbidität am weitesten verbreitet. Desto mehr Risikofaktoren (Übergewicht, Nikotin, Alkohol, wenig Bewegung, usw.) du über deine bisherige Lebenszeit hattest, desto höher ist deine Chance im Alter an Multimorbidität zu leiden. Typische Krankheiten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen, Arthritis, Osteoporose, Alzheimer und andere Demenzformen.
Häufigste chronische Erkrankungen im Rahmen von Multimorbidität
Multimorbidität ist in etwa so, als würdest du zeitgleich gegen mehrere Dämon kämpfen, welche deine Gesundheit bedrohen. Welche „Dämon“ das sind, das erfährst du jetzt:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Dazu zählen Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit wie Herzinfarkt aber auch Schlaganfälle.
- Metabolische Erkrankungen: Insbesondere Diabetes Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen.
- Chronische Atemwegserkrankungen: Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sind hier relevant.
- Muskel-Skelett-Erkrankungen: Arthrose, Osteoporose und chronische Rückenschmerzen fallen in diese Kategorie.
- Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen und Demenz tragen signifikant zur Multimorbidität bei.
- Krebserkrankungen: Bestimmte Krebsarten, insbesondere solche, die mit dem Alter zunehmen (Hautkrebs, Darmkrebs, Prostatakrebs, uvm.)
Die Behandlung von Multimorbidität erfordern einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die Lebensstil der Betroffenen berücksichtigt.
Präventive Maßnahmen sind das beste Mittel, um Multimorbidität zu vermeiden. Dazu zählt zum einen das vermeiden von Alkohol, Nikotin, Übergewicht. Zum anderen das hinzufügen von Sport und gesunder Ernährung. Damit allein ist es jedoch nicht getan. Vor allem Vorsorgeuntersuchungen und eine frühzeitige Diagnose sind entscheidend, um die Auswirkungen dieser Erkrankungen zu minimieren.
Häufigste Symptome von Multimorbidität
Die Symptome von Multimorbidität können vielfältig und komplex sein, da sie die Kombination mehrerer chronischer Erkrankungen widerspiegeln. Oft überlagern und beeinflussen sich die Symptome der verschiedenen Erkrankungen gegenseitig, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- Erschöpfung und verminderter Energielevel: Viele Betroffene berichten über eine anhaltende Müdigkeit, die nicht allein durch Ruhe oder Schlaf gelindert wird.
- Schmerzen: Chronische Schmerzen, die in verschiedenen Körperteilen auftreten können, sind häufig. Sie können durch Erkrankungen des Bewegungsapparates, wie Arthrose oder Rückenschmerzen, verursacht werden.
- Atembeschwerden: Chronische Atemwegserkrankungen wie COPD oder Asthma führen zu Symptomen wie Kurzatmigkeit und anhaltendem Husten.
- Psychische Symptome: Depressionen und Angstzustände sind bei Menschen mit Multimorbidität verbreitet und können sowohl eine Folge der körperlichen Erkrankungen als auch eine eigenständige Diagnose sein.
- Kognitive Einschränkungen: Insbesondere bei älteren Menschen können Gedächtnisprobleme und Verwirrungszustände auftreten, die auf Demenz oder andere neurologische Störungen hinweisen.
Diagnose von Multimorbidität
Die Diagnose von Multimorbidität erfordert eine umfassende Bewertung des Gesundheitszustands einer Person. Körperliche Untersuchungen und Auswertung von Labor- und anderen diagnostischen Tests. Wichtig dabei ist:
- Anamnese: Ein detailliertes Gespräch über bestehende Erkrankungen, Symptome, Lebensgewohnheiten und die familiäre Gesundheitsgeschichte.
- Körperliche Untersuchung: Eine allgemeine und spezifische Untersuchung, um Anzeichen verschiedener chronischer Erkrankungen zu identifizieren.
- Labortests: Blut-, Urin- und gegebenenfalls andere Tests können helfen, bestimmte Erkrankungen zu diagnostizieren oder den Schweregrad bestehender Erkrankungen zu bewerten.
- Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, Ultraschall, CT oder MRT können zur Diagnose von Erkrankungen des Bewegungsapparates, inneren Organen oder zum Ausschluss anderer Erkrankungen beitragen.
Behandlung von Multimorbidität
Die Behandlung von Multimorbidität stellt eine besondere Herausforderung dar, da die Therapie der einzelnen Erkrankungen aufeinander abgestimmt und potenzielle Wechselwirkungen berücksichtigt werden müssen. Meistens ist ganz klar, was diese Krankheiten hervorgerufen hat. Der Lebensstil der Person. So leicht es auch ist die Ursachen für die Krankheiten zu identifizieren, ist es aber nicht, diese abzustellen. Die Personen sind aus bestimmten Gründen in ihren Mustern gefangen. Für den Anfang ist es wichtig, in kleinen Schritten vorzugehen.
Einer der besten Startpunkte für die meisten Betroffenen ist es, sich zu bewegen. Bewegung hat so viele positive Eigenschaften auf Körper und Geist, dass die Schritte danach viel einfach sind. Für den Anfang kann es schon reichen, jeden Tag 10-30min spazieren zu gehen.
Es ist ganz wichtig, einen wirklich guten Arzt zu haben, der nicht nur ein paar Pillen verschreibt und seine Arbeit ist erledigt. Ein guter Arzt, stellt einen individuellen und ganzheitlicher Behandlungsplan zusammen. Dieser sollte folgende Kriterien beinhalten:
- Laufende Betreuung: Alle medizinischen, psychologischen und sozialen Aspekte berücksichtigen und regelmäßig an den aktuellen Gesundheitszustand angepasst werden.
- Medikamentenmanagement: Eine sorgfältige Abstimmung und Überwachung der Medikation ist notwendig, um Wechselwirkungen und Nebenwirkungen zu minimieren.
- Lebensstiländerungen: Ernährungsumstellung, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement sind wichtige Säulen in der Behandlung und Prävention weiterer Erkrankungen.
- Koordinierte Betreuung: Eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachärzten, dem Hausarzt und gegebenenfalls Pflegepersonal ist entscheidend für eine effektive Behandlung.
- Unterstützung und Schulung: Patienten und Angehörige sollten über die Erkrankungen und deren Management informiert und geschult werden, um die Selbstständigkeit und Lebensqualität zu fördern.
Methoden: Best Practice Umsetzungen im Alltag
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, das Risiko für die Entwicklung weiterer Krankheiten zu verringern.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität stärkt das Herz-Kreislauf-System und unterstützt die Gewichtskontrolle.
- Stressmanagement: Techniken zur Stressreduktion können das Wohlbefinden verbessern und das Risiko für einige chronische Krankheiten senken.
- Vermeiden von: Nikotin, Übergewicht, Alkohol und anderen Drogen.
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Früherkennung und Management bestehender Erkrankungen können die Entwicklung weiterer Krankheiten verhindern.
Studienergebnisse im Bezug auf Langlebigkeit
Studien zum Thema Multimorbidität und Langlebigkeit zeigen, dass ein gesunder Lebensstil, unabhängig vom Vorhandensein von Multimorbidität, mit einer signifikant längeren Lebenserwartung verbunden ist. Eine Analyse von Daten der UK Biobank ergab, dass Männer und Frauen, die einen gesünderen Lebensstil pflegten, bis zu 6,3 bzw. 7,6 Jahre länger lebten. Dabei hatte das Rauchen den stärksten negativen Einfluss auf die Lebenserwartung, während regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und moderater Alkoholkonsum positiv mit der Lebensdauer korrelierten.
Eine weitere Studie, die ebenfalls auf Daten der UK Biobank basiert, untersuchte den Einfluss von körperlicher Aktivität auf die Lebenserwartung bei Menschen mit und ohne Multimorbidität. Es zeigte sich, dass Personen mit einem höheren Maß an körperlicher Aktivität eine längere Lebenserwartung hatten, unabhängig vom Vorhandensein von Multimorbidität. Die Studie kategorisierte körperliche Aktivität in niedrige, moderate und hohe Intensitäten und fand heraus, dass bereits moderate körperliche Aktivität mit einer signifikanten Verlängerung der Lebenserwartung verbunden war.
Wie du siehst, hat Bewegung selbst dann einen positiven Effekt, wenn schon mehrere Krankheiten vorhanden sind. Diese Studien legen nahe, dass präventive Maßnahmen und ein gesunder Lebensstils, in allen Altersgruppen, die Lebenserwartung erhöhen und die Lebensqualität verbessern.