#075 – Orthorexie
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Dein heutiges Gesundheits Upgrade
- Zahl der Woche – 432€
- Longevity = Orthorexie
- Meine Ernährungsprinzipien
- Challenge der Woche – Gönn dir was
- Zitat der Woche
Zahl der Woche – 432€
Das ist die Summe, die ich monatlich für Longevity ausgebe. Letztes Jahr habe ich über meine Ausgaben für einen Longevity-Lifestyle geschrieben. Da einige neue Mitglieder dem beyond100 Club beigetreten sind, dachte ich mir, es schadet nicht diesen Beitrag nochmal zu erwähnen. Für diese Dinge gebe ich monatlich 432€ aus:
- 28€ Fitness Studio
- 33,50€ Gemüse Kiste von der Solidarischen Landwirtschaft (4 Kisten im Monat)
- ca. 250€ Lebensmitteleinkauf
- 5€ Sprachenapp
- 5€ Neurotrainingsapp
- 5€ Oura Ring App (Schlaftracking)
- ca. 50€ für zusätzliche medizinische Leistungen (Zahnreinigung, zusätzliche Blutwerte, etc.)
- ca. 50€ Supplemente (Kreatin, Proteinpulver, Zink, Magnesium, Vitamin D)
- 3€ Mundpflaster
- 2,50€ Wasserfilter
Wie du siehst, muss Longevity nicht viel Kosten. Wenn du meine einmaligen Anschaffungen erfahren möchtest, dann schau dir gerne bei meinem Beitrag Longevity Kosten vorbei.
Longevity = Orthorexie?

Erstellt mit Dall-E
Immer öfter sehe ich auf Social Media, wie Essen fast schon sektenartige Züge annimmt. Junge Menschen, die sich fast ausschließlich von Eiweißshakes, „cleanen“ Ersatzprodukten oder sogenannter „Gottesnahrung“ ernähren. Wer nicht dieselbe Ernährung verfolgt, wird aussortiert – gemeinsame Essen? Fehlanzeige. Genuss? Nebensache. Essen wird zur Moralfrage. Und genau das führt uns zum heutigen Thema.
Orthorexie – wenn gesunde Ernährung krank macht
Orthorexie (Orthorexia nervosa – vom Griechischen orthos = richtig, orexis = Appetit) beschreibt den krankhaften Zwang, sich „perfekt“ zu ernähren. Geprägt wurde der Begriff 1997 von Dr. Steven Bratman. Es beginnt oft mit einem harmlosen Gesundheitsbewusstsein – und endet in sozialem Rückzug, Angst vor Lebensmitteln und einer verzerrten Selbstwahrnehmung.
Faktenlage:
- 1–7 % der Allgemeinbevölkerung zeigen orthorektisches Verhalten
- Frauen und Männer sind ähnlich betroffen – Frauen teils leicht häufiger
- Besonders gefährdet: Menschen in Gesundheitsberufen & Ausdauersportler – hier liegt die Prävalenz bei bis zu 50 %
Longevity vs. Lebensfreude – ein schmaler Grat
Longevity bedeutet: möglichst lange gesund leben. Ernährung spielt dabei eine zentrale Rolle. Doch was, wenn der Weg dahin zum Dogma wird? Beispiel: Biohacker Bryan Johnson isst jeden Tag das gleiche. Keine Ausnahmen. Niemals. Klar, das ist diszipliniert – aber ist es noch gesund? Oder schon Orthorexie?
Der Denkfehler: Strikte Ernährung = Langes Leben.
Die Realität:
- Soziale Isolation durch Essenszwänge
- Perfektionismus und mentaler Druck
- Essen verliert seine emotionale und kulturelle Bedeutung
Ein Blick in die Blue Zones zeigt das Gegenteil:
Dort wird intuitiv gegessen, nicht fanatisch geplant. Es gibt Vielfalt, Gemeinschaft, Genuss. Keine Trackingsheets, keine „verbotenen Lebensmittel“. Wie ich’s im Alltag mache?
Im nächsten Abschnitt zeige ich dir anhand konkreter Beispiele, wie ich Ernährung für Gesundheit und Lebensfreude nutze – ohne in Extreme zu verfallen.
Meine Ernährungsprinzipien
Ich hab schon wirklich vieles durchgezogen: vegan, low carb, paleo. Kalorien gezählt, gefastet, nach strikten Plänen gegessen. Mal mit Erfolg, mal mit Frust – aber immer mit Erkenntnis. Was ich dabei gelernt habe? Strenge Regeln machen mich nicht gesünder, nur verkopfter. Statt Dogmen folge ich heute Prinzipien – flexibel, alltagstauglich und mit einem klaren Ziel: Langfristige Gesundheit ohne ständige Selbstkontrolle. Hier sind meine wichtigsten Prinzipien:
✅ Sozial vor Clean Eating
Ich esse lieber ein kleines Stück Kuchen auf ’nem Geburtstag, als mit leerem Teller dazusitzen. Gesundheit bedeutet für mich auch Verbindung – nicht Isolation.
✅ Ballaststoffreich essen
Mehr Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn. Gut für Darm, Sättigung und Blutzucker – läuft.
✅ Proteinreich unterwegs sein
Egal ob tierisch oder pflanzlich – Proteine helfen beim Muskelaufbau, machen satt und stabilisieren den Energiehaushalt.
✅ Wenig gesättigte Fettsäuren
Ich achte auf hochwertige Fette – Olivenöl, Nüsse, Avocados. Tierisches Fett? In Maßen, nicht als Basis.
✅ Obst vor Süßigkeiten
Wenn der Süßhunger kommt, ist ein Apfel besser als Schokoriegel. Und wenn’s doch der Riegel wird – dann halt bewusst.
✅ 80/20 statt 100/0
Perfektion ist nicht nachhaltig. 80 % gute Entscheidungen, 20 % Leben genießen – das funktioniert.
✅ Vermeidung von stark verarbeiteten Lebensmitteln
Je kürzer die Zutatenliste, desto besser. Je weniger „Industrie“, desto echter fühlt sich Essen an.
✅ Satt, nicht voll
Ich esse, bis ich angenehm satt bin – nicht bis nichts mehr reinpasst. Klingt banal, aber macht einen riesigen Unterschied.
Am Ende geht’s für mich nicht um strikte Disziplin, sondern um bewusste Entscheidungen. Und ja, manchmal ist die beste Option eben das Stück Kuchen oder das Feierabendbier – weil es in dem Moment das Richtige ist. Für den Kopf, für das Herz, für das Leben.
Challenge der Woche – Gönn dir was
Wie du gesehen hast: Ein strikter Ernährungsplan macht dich nicht automatisch gesünder – manchmal sogar das Gegenteil. Deshalb lautet die Challenge der Woche: Gönn dir bewusst etwas! Ja, du hast richtig gelesen. Keine Makros zählen, keine Zutatenliste studieren – einfach mal genießen. Ob das ein Döner ist, McDonald’s, ein saftiges Steak oder ein fettes Stück Kuchen – du entscheidest, was für dich „Gönnung“ bedeutet.
Bonus-Level: Mach’s nicht allein. Iss mit Freund:innen, Familie, Kolleg:innen. Denn geteilte Kalorien zählen nicht – oder zumindest fühlen sie sich besser an. Also: Kein schlechtes Gewissen, kein Kalorien-Tracker. Nur du, dein Lieblingsessen – und das gute Gefühl, auch mal locker zu lassen.
Zitat der Woche
„Wer immer nur funktioniert, entzieht sich dem Abenteuer des Lebens.“ – Armin Mueller-Stahl